DER GROSSE AUSFLUG
Maserati GranTurismo Trofeo
Dieses Auto könnte seinem Namen nicht besser gerecht werden: Es verkörpert die Essenz eines Gran Turismo. Darum fällt es schwer, in dieser zweiten Generation des GranTurismo nicht eines der begehrtesten Autos der Gegenwart zu sehen. Es vereint Schönheit, Komfort und Geschwindigkeit – alles, was man von einem Maserati erwartet.
Zugegeben, von dieser zweiten Generation des GranTurismo war buchstäblich eine Wende erwartet worden. Ihm obliegt die schwierige Aufgabe, eine unvergessliche Erstversion zu ersetzen.
Entstanden im Jahr 2007 unter der Leitung des genialen Lorenzo Ramaciotti, konnte er dank seiner zeitlosen Linien mehr als zwölf Jahre im Katalog blei- ben, ohne zu zu altern.
Die Herausforderung für Maserati war daher gross.
...dieses Auto könnte seinem Namen nicht besser gerecht werden : er verkörpert die Essenz eines Grand Tourer...
DIE GROSSE SCHÖNHEIT
Sie wurde mit Bravour gemeistert: Die Designteams unter der Leitung von Klaus Busse liefern uns ein wunderschönes Auto mit üppigen Kotflügeln und einem flüchtigen Dach, das die Kontinuität seines glanzvollen Vorgängermodells aufweist. Der Hauptunterschied liegt in der nun vertikal ausgerichte- ten Optik, inspiriert vom neuen hauseigenen Look des MC20 und Grecale.
Die Motorhaube scheint noch länger zu sein – ein optischer Effekt, der durch den tieferen, rückwärtigeren Einbau des Motors ermöglicht wird. Dank seiner Kompaktheit konnte Maserati das Differenzial vor dem V6 unterbringen. Das kommt nicht nur der Silhouette zugute, sondern auch dem Schwerpunkt.
Kommen wir nun zu unserem Testmodell. Es handelt sich um die Trofeo-Ausstattung, die stärkste der GranTurismo-Versionen mit Verbrennungs-motor (zu den anderen Varianten kommen wir später). Zunächst ein Wort zur Farbe unseres Testwagens, die Sie auf den Fotos sehen können. Ist sie nicht auffällig? Es handelt sich um Grigio Maratea Matte. Wir sind zwar keine Liebhaber von matten Farben, aber diese Farbe steht dem transalpinen Coupé besonders gut.
Nettuno inside
Öffnen wir nun die Motorhaube. Der GranTurismo tauschte den atmosphärischen Original-V8 von Ferrari mit dem gött- lichen Klang seines Vorgängers gegen einen 3,0l Biturbo- V6 ein, den inzwischen berühmten Nettuno- Er kam zum ersten Mal auf dem MC20 zum Einsatz, ist aber hier mit einer Nasssumpfschmierung ausgestattet. In der Trofeo-Ver- sion leistet er 550 PS. Im Fahrmodus kann er eine Zylinderbank ausschalten, um den Kraftstoff-verbrauch zu senken, und sein Geräuschpegel ist deutlich leiser als beim vorhe- rigen V8-Motor. Aber täuschen Sie sich nicht: Trotz seines Namens, der an Dolce Vita errinnert, weiss diese neue Version, wie sie ihr Pulver zu verschiessen hat.
In Kombination mit einem ZF-Getriebe mit 8 ultraschnellen Gängen verfügt die Mechanik über ein Drehmoment von 650 Nm. Wenn man die Mechanik voll ausreizt, kommt die Kraft ohne Verzögerung. Von 0 auf 100 km/h geht es in 3,5 s und die Spitzengeschwindigkeit liegt bei 320 km/h. Beim dynamischen Fahren sorgt das Allradantriebe dafür, dass der Trofeo buchstäblich aus den Kurven herausspringt, um nach vorn zu preschen.
Der Eindruck der Stärke hat nichts mehr mit dem Auto zu tun, das er ersetzt, das Fahrgefühl ist dank der serienmässigen gesteuerten Luftfederung perfekt dosiert und die Brembo-Bremsen sind auf der Höhe der Zeit. Ein hohes Leistungsniveau, das sich im Wettbewerb sicher nicht schämen muss. Wenn Sie das Tempo drosseln, verwandelt er sich sofort in einen schnellen und komfortablen grossen Reisewagen. Dieser Maserati GranTurismo erbt natürlich moderne Fahr- hilfen und profitiert vom Maserati Active Driving Assist sowie dem Dynamic Road View, der die umliegenden Fahrzeuge in 3D am Bordcomputer abbildet. Hintere Notbremse, 360-Grad-Kamera und Hinderniserkennung runden das Angebot ab. Wie werden problemlos stundenlang am Steuer sitzen, zumal auch die Verarbeitungsqualität einen gewaltigen Sprung nach vorn gemacht hat.
EINSTEIGEN
Der Innenraum bietet sehr grosszügige Abmessungen für einen GT. Maserati betont zu Recht, dass der GranTurismo ein echter Viersitzer ist. Und ja, zwei echte Erwachsene finden auf den Rücksitzen Platz, im Gegensatz zu einigen seiner 2+2-Varianten, die von anderen Herstellern angeboten werden. Die Atmosphäre an Bord ähnelt derjenigen des Grecale. Es gibt überall Monitore, darunter ein 12,2-Zoll-Instrumenten-Dis- play, ein zentrales 12,3-Zoll-Display und ein 8,8-Zoll-Touch- screen als Heizungssteuerung. Selbst die traditionelle Uhr auf dem Armaturenbrett wird durch einen kleinen runden Bild- schirm ersetzt, der wahlweise Kompass, Chronometer oder G-Meter anzeigt. Der Kofferraum wächst im Vergleich zur Vorgängergeneration um 20 Prozent auf 310 Liter.
Kommen wir zum dem unangenehmen Thema: dem Preis. Wie viel kostet dieses Gefährt? Der Basispreis der Trofeo-Ver- sion beträgt in der Schweiz CHF 250.100,-. Damit bewegt sich der GranTurismo im Bereich des Aston Martin, Bentley oder sogar eines BMW M8 oder Porsche 911 Turbo. Angesichts der allgemein anerkannten Leistungen und des gewissen Extras, das ihm einen italienischen Touch verleiht, geht dies völlig in Ordnung.
DIE ANDEREN VERSIONEN
Die aktuelle GranTurismo-Reihe besteht aus drei Modellen, die auf ein baldiges GranCabrio warten. Das Einstiegsmodell – wenn man es denn so nennen kann – ist der Modena. Er ist mit einem ruhigeren V6-Motor ausgestattet, der immerhin 490 PS und ein Drehmoment von 600 Nm bietet, was ihm eine Beschleunigung von 0 auf 100 km/h in 3,9 Sekunden ermöglicht. Trotz seiner erstklassigen Leistung kostet er fast 50.000 CHF weniger als sein grosser Bruder, der Trofeo. Ste- cken wir nun bildlich gesprochen den Stecker ein und widmen wir uns dem Folgore (Blitz), der vollelektrischen Variante des GranTurismo. Mit seinen drei Motoren (einer pro Hinterrad, der dritte für die Vorderräder), die zusammen 760 PS und 1’350 Nm entwickeln, schafft er es in nur 2,7 Sekunden von 0 auf 100km/h. Das ist schnell! Die Batterie verspricht eine Reichweite von 450 km, der Preis wurde noch nicht bekannt gegeben.
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