Give me five
Die Ersten in der Seilschaft
Der Audi Quattro und der RS2, die der grenzenlosen Fantasie von Ferdinand Piëch entsprungen sind, haben den Allradantrieb in Europa demokratisiert, indem sie ihn in den Dienst der Leistung stellten. Begegnung auf dem Gipfel.
Genfer Automobilsalon 1980: Audi stellt seinen Quattro vor, der die Ära der Sportwagen mit Allradantrieb einläutet. Das Ingenieurteam um Ferdinand Piëch hatte das Geländesystem des VW Iltis, eines für die Bundeswehr bestimmten Überholers, unter die Schürze eines Coupés mit sportlichem Äusseren geschoben.
Der Audi Quattro ist ein sportlicher Wagen. Der 2,1-Liter-Fünfzylinder-Turbo, der 1976 im braven Audi 100 (C2) eingeführt wurde, leistet hier 200 PS und 285 Nm ab 3500 U/min. Das war damals ein echter Knaller!
Genfer Automobilsalon 1980: Audi stellt seinen Quattro vor, der die Ära der Sportwagen mit Allradantrieb einläutet
Die Marke nach oben bringen
Bis zu diesem Zeitpunkt zeichnete sich Audi durch eine fade, ja sogar altmodische Produktpalette aus. Piëch, der 1975 an die Spitze des Unternehmens trat, wollte Audi durch Technologie und Sport nach oben bringen. Er setzte den Quattro in der Rallye-Weltmeisterschaft ein. Bereits bei der Rallye Monte Carlo 1981 überrollte Hannu Mikkola mit seinem Audi das Feld und verwies die sehr scharfen Fiat Abarth 131 und Lancia Stratos auf die Ehrenplätze.
Die Spur ist gelegt und die Erfolge reihen sich nahtlos aneinander, mit den legendären Fahrern Blomqvist, Mouton und Röhrl, die von 1982 bis 1985 bei Rallyes und beim Bergrennen Pikes Peak auf dem Podium stehen. Die Überlegenheit des Quattro war so gross, dass alle Hersteller der Gruppe B ab 1984 auf 4x4 umstellten.
Noch immer schneidig
Vier Jahrzehnte später ist das Gefühl an Bord des Ur-Quattro (der ursprüngliche Quattro auf Deutsch) keinen Tag gealtert. Es ist lebendig, der Schub ist progressiv, ab 3500 U/min berauschend und das charakteristische Pfeifen des Turbos erfreut uns. Die Kurven werden mit chirurgischer Präzision geschluckt. Die Traktion ist einfach makellos; das Gefühl der Sicherheit bei der Strassenlage und beim Bremsen war weit über dem Rest der damaligen Produktion - und das ohne die Hilfe eines einzigen Mikrochips!
Und was soll man zu diesem Fünfzylinder mit seinem besonderen Klang sagen? Dass wir ihn ganz sicher vermissen werden, wenn er die Kataloge von Audi und Cupra in Kürze verlässt.
Sport in der Familie
In den 80er Jahren vollzog Audi einen Wandel. Die 100/200er wurden als Avant-Kombi angeboten und erhielten den Quattro in Kombination mit dem 5-Zylinder-Motor in einer entlüfteten Version. Der V8, der 1989 auf den Markt kam, konkurrierte mit der S-Klasse und der 7er-Reihe. Der Ur-Quattro wurde weiterentwickelt: Sein 5-Zylinder wurde auf einen 20-Ventil-Zylinderkopf umgestellt und erhielt 20 PS mehr. Audi bestellt zwischen 1983 und 1985 217 Einheiten des 306 PS/350 Nm starken Sport Quattro mit kurzem Fahrwerk, um den S1 für den Gruppe-B-Rallyesport zu homologieren.
1990 wurde die neue Generation des Audi 80 (B4) als Limousine, Kombi und Sportcoupé S2 eingeführt, wobei letzterer die Rolle des Erben des Ur-Quattro übernahm. Der 2,2-Liter-Fünfzylinder-Turbomotor leistet bis zu 230 PS/350 Nm.
Das ist allerdings etwas wenig im Vergleich zum neuen BMW M3 (E36), der zwischen 286 und 321 PS leistet, und dem Mercedes-Benz C36 AMG mit 280 PS. Die Empfindlichkeit von Ferdinand Piëch wurde dadurch beeinträchtigt. Zur gleichen Zeit durchläuft Porsche in Zuffenhausen ein finanzielles Desaster und öffnet seine Konstruktionsbüros und Werkstätten für andere; wir erinnern uns gerne an den fabelhaften Mercedes-Benz 500E (W124)... Piëch wendet sich also an seine Cousins, um eine ultra-sportliche Version seines Mittelklassewagens zu entwickeln. Im Herbst 1993 wurde der Audi RS2 geboren.
Ein "porschisierter" Audi oder ein "audisierter" Porsche?
Das ist die Frage. Als erster echter "Sportkombi" der Automobilgeschichte treibt der Audi RS2 die Zusammenarbeit zwischen zwei Herstellern auf ein bisher unbekanntes Niveau: Porsche adaptiert und montiert in seiner Fabrik die Stossfänger, Rückspiegel und das spezifische Interieur des 911 sowie die 17-Zoll-Felgen des Porsche Cup und die Bremsen des 968 Club Sport. Die Metamorphose hört nicht bei der Optik auf, denn Porsche hat dem 2,2-Liter-Fünfzylinder-Turbo nicht weniger als 315 PS bei 6.500 U/min und 410 Nm bei 3.000 U/min entlockt. Der damalige 911 Carrera S leistete "nur" 285 PS bei 6100 U/min und 340 Nm bei 5250 U/min.
Beim Fahren geht der RS2 brutal zur Sache. Sein Erscheinungsbild als "schlicht getunte" Familienkutsche verbirgt in Wirklichkeit die Leistung eines Supersportwagens. Unterhalb von 3000 U/min ist der 5-Zylinder-Motor diskret und etwas weich, danach explodiert er mit der typischen Brutalität der 80er Jahre, d. h. mit einem kräftigen "Tritt in den Hintern", der den 911 Turbo und F40 würdig ist. Wenn man den Schalthebel so bedient, dass er im optimalen Bereich des Turbos bleibt, erhält man blitzschnelle Antritte, die selbst mit den hübschesten Fahrzeugen der heutigen Produktion mithalten können. Dazu kommt ein für die damalige Zeit hochentwickeltes Fahrwerk mit einer sprichwörtlich reaktionsschnellen Lenkung, eine unerschütterliche Stabilität bei hohen Geschwindigkeiten und in Kurven mit einem Verhalten, das je nach Tempo von untersteuernd bis neutral und ein wenig übersteuernd reicht, und schliesslich eine unverwüstliche Porsche-Bremse, und Sie erhalten einen Familienkombi, der auch heute noch überrascht und Sie in den Bann zieht.
Und heute?
Der Quattro ist untrennbar mit Audi verbunden und hat sich über die gesamte Produktpalette mit den vier Ringen ausgebreitet, einschliesslich der Elektromodelle mit zwei Motoren, bei denen er "e-quattro" genannt wird. Die mechanischen Differenziale werden durch Software-Codezeilen ersetzt, wodurch die Traktionskontrolle an allen vier Rädern auf ein neues Niveau gehoben wird. RS" reicht vom kompakten RS3 über das Monster RSQ8 bis hin zum nicht minder interessanten RS e-tron GT mit Elektroantrieb, immer mit der gleichen Philosophie wie der RS2. Das Abenteuer geht weiter!
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