03/10/2025 - Automotive

Text : Jérôme Marchon          Fotos : Bernard Asset / Jérôme Marchon

Audi s6        e-tron

Fluchtlinien

Zwei jahrhundertealte Landzungen, ein zukunftsweisender Elektro-Kombi und eine Diagonale durch Frankreich als roter Faden. Der Audi S6 e-tron Avant führt uns von der Ruhe der Voralpen zum Trubel Monacos und zurück, zwischen Bergkämmen und den Kulissen des Motorsports.

Text : Jérôme Marchon          Fotos : Bernard Asset / Jérôme Marchon

Audi s6        e-tron

Fluchtlinien

Zwei jahrhundertealte Landzungen, ein zukunftsweisender Elektro-Kombi und eine Diagonale durch Frankreich als roter Faden. Der Audi S6 e-tron Avant führt uns von der Ruhe der Voralpen zum Trubel Monacos und zurück, zwischen Bergkämmen und den Kulissen des Motorsports.

Longines World’s Best Racehorse

Am Fuss des Greyerzer Hügels, wo Traditionen ebenso tief in den Steinen wie im Gaumen verwurzelt sind, brechen die ersten Sonnenstrahlen über die Gipfel und fluten das Tal. Vor uns steht dieser lange, rassige Kombi mit seinen straffen Linien und seinem scharfen Blick. Der Audi S6 e-tron Avant will nicht auffallen. Er beeindruckt mit stiller Präsenz und ruhiger Kraft.

Vergessen Sie die dröhnenden Fünfzylinder-, V8-, V10- und V6-Motoren, die seit 1994 das Kapitel S6 geprägt haben. Jetzt übernimmt der Elektroantrieb. Der neue S6 e-tron basiert auf der gemeinsam mit Porsche entwickelten PPE-Plattform und kommt mit zwei Motoren – je einer pro Achse – und serienmässigem Allradantrieb auf insgesamt 503 PS (551 PS mit Overboost) und 855 Nm Drehmoment. Die Energie liefert eine 100-kWh-Batterie für eine WLTP-Reichweite von 545 bis 578 Kilometern. Auf unserer Reise lag der Durchschnittsverbrauch bei 21,8 kWh/100 km, was etwa 460 Kilometern Reichweite entspricht – trotz langer Autobahnabschnitte und zügiger Fahrweise auf der Rückfahrt. Entscheidend aber ist nicht die Zahl, sondern das Gefühl, frei und ohne Einschränkungen unterwegs zu sein. Und genau das liefert der S6.

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... der Audi fährt nicht, er gleitet ...

Auf geht’s Richtung Süden, ohne Oktan, aber nicht ganz ohne diese latente Angst vor der Reichweite. Die Autobahn: für viele monoton, für uns fast poetisch.

Der Audi fährt nicht, er gleitet. Luftfederung, aktives Fahrwerk, präzise Lenkung, gedämpftes Abrollen, hoher Komfort: der S6 e-tron ist hier in seinem Element. Der Kombi frisst Kilometer mit entwaffnender Leichtigkeit. Und der fehlende Verbrenner? Kein Thema. Die Bang & Olufsen-Anlage liefert kristallklare Höhen und tiefe Bässe, typisch dänisch, typisch stilsicher.

Longines World’s Best Racehorse

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Der Ladeplaner im Navi empfiehlt den ersten Stopp: Grenoble. 16 Minuten Ladezeit, genau richtig für einen Kaffee, eine Zigarette und einen kurzen WC-Besuch. Als wir zurückkommen, ist der Akku schon wieder voll. 270 kW Ladeleistung, das macht Eindruck. Und: das französische Stromnetz hält, was es verspricht. Ganz im Gegensatz zur Schweiz… Die Routen- und Ladeplanung – ob automatisch oder manuell – wird vom Bordsystem über die intuitive, schnelle Benutzeroberfläche souverän verwaltet. Aus anfänglicher Skepsis wird vollkommene Gelassenheit.

Wir verlassen nun die Hauptverkehrsachsen. Der Col de la Croix Haute liegt vor uns. Er ist zwar kein alpiner Gigant, reicht aber aus, um vom passiven zum aktiven Fahren überzugehen. Und der Audi zeigt ein anderes Gesicht. Nicht verspielt, sondern souverän. Für einen 2,4 Tonnen schweren Kombi ist die Balance beeindruckend. Die Agilität ist echt, auch ohne Hinterachslenkung. Nur beim kräftigen Bremsen macht sich das Gewicht bemerkbar. Das gesamte Fahrverhalten ist kontrolliert, vorhersehbar, was das Fahrerlebnis zwar eher klinisch als emotional macht, aber ausgesprochen effizient. Der künstliche Sound im Dynamic-Modus ersetzt den Klang eines V8 nicht, und der Rekuperationsmodus «B» – zwar über Schaltwippen einstellbar – spricht nicht intuitiv an.

Wir erreichen unser erstes Ziel: das Hôtel du Castellet. Eine luxuriöse Oase oberhalb von Bandol. Nicht wirklich müde, geniessen wir diese Auszeit zwischen Sternemenü und Sternennacht. Ein diskreter Luxus, wie der des Fahrzeugs, das uns hergebracht hat und nun seinerseits neue Elektronen tankt.

Am nächsten Tag geht der S6 e-tron auf dem angrenzenden Circuit Paul Ricard an den Start. Auf dieser legendären Strecke, auch genutzt für die «Audi Driving Experience», machen wir mit Bernard Asset (siehe unseren Artikel) einige Fotos. Die Mistral-Gerade ist der perfekte Ort, um Beschleunigung und Bremsverhalten zu testen. Von 0 auf 100 km/h in 3,9 Sekunden? Durchaus glaubwürdig. Die Bremsen? Souverän und ausdauernd. Der S6 e-tron weiss sich Respekt zu verschaffen.

Bernard nimmt uns anschliessend mit zur Winfield Racing School, der Wiege grosser französischer F1-Piloten der letzten Jahrzehnte und von Marcel Fässler, tragende Figur der Audi-Erfolge im Langstreckenrennsport von 2010 bis 2015.

Longines World’s Best Racehorse

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Zeit für Monaco. Zwischen Palmen und Supersportwagen schlängelt sich unser Kombi mit relativer Leichtigkeit durch den Verkehr. Mit 4,93 m Länge und 1,96 m Breite erfordert er in engen Gassen und Parklücken jedoch volle Aufmerksamkeit. In jener Stadt, die als Basislager der Rallye Monte Carlo dient und in der Audi zwischen 1981 und 1985 Geschichte schrieb, besuchen wir die «Collection de Voitures de S.A.S. le Prince de Monaco» (siehe unseren Artikel). Eine lebendige Ausstellung mit rund hundert fahrbereiten Fahrzeugen, zusammengetragen von Fürst Rainier III. und heute von Albert II. Von Oldtimern aller Epochen über populäre oder prestigeträchtige Modelle bis hin zu Renn-, Rallye- und Formel-1-Autos.

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Ein letztes Foto auf dem Hafendamm mit der Kulisse des Fürstentums im Rücken, dann beginnt die Rückfahrt. Die Route Napoléon erwartet uns: ein Band aus Asphalt und Geschichte, das sich zwischen Cannes und Grenoble durchs Gebirge schlängelt. Manchmal schalten wir die Fahrhilfen aus, um die Verbindung zwischen Mensch und Maschine noch direkter zu spüren. Trotz des anspruchsvollen Profils bleibt die S6 unbeeindruckt. Ihre Strassenlage bleibt auch in schnellen Kurvenfolgen souverän. Bergauf sinkt die Reichweite rasch, bergab hingegen wirken die deutschen Ingenieurskünste beim Rekuperieren wahre Wunder. In den vielen Kurven überzeugen Sitzhalt, Verarbeitung und Gesamtqualität des Innenraums. Kein Knarzen, kein Vibrieren. Und das darf man erwarten bei einem Fahrzeug, das in der Basis 104’850 Franken kostet – und fast 128’000 Franken in der von uns gefahrenen Konfiguration.

Am Ende ist es mehr als eine Überraschung – es ist eine Gewissheit: Reisen über lange Distanzen ist im Elektrozeitalter nicht nur möglich, sondern erstrebenswert. Der Audi S6 e-tron Avant, diskret, kraftvoll, effizient, drängt sich nicht auf, er bietet eine andere Art von Sportlichkeit. Weniger spektakulär, aber kompromisslos. Und diese Ruhe, diese stille Kraft, vielleicht ist das der wahre Luxus.

www.audi.ch

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